Ich habe diese Überschrift vor vielen Jahren in meinem ersten Buch KEYNKAMPF für eine Überschrift verwendet.

Wenn ich das jetzt so überdenke, ist diese Überschrift als ich das Buch schrieb eher so eine Art Platzhalter gewesen.

Im Buch bin ich seinerzeit nicht richtig darauf eingegangen, was ich eigentlich meine. Mit den Jahren habe ich mir immer mal wieder Gedanken zu diesem Thema gemacht.

Was jetzt kommt ist also eine Ergänzung zum entsprechenden Kapitel in KEYNKAMPF.

 

Das Leben ist mal gut gewesen richtig?

War es gut, als  in der DDR die sogenannte Wende ausgerufen wurde und es anschließend einen beinahe rechtsfreien Raum im ehemaligen Osten Deutschlands gegeben hat? Genau mit diesem Thema haben wir uns im Rahmen unseres Theaterstückes WIR KRIEGEN EUCH ALLE beschäftigt.

Diana, Juliane und Anna haben uns Punkveteranen nämlich bei der Entwicklung des Theaterstückes mit vielen Fragen und Denkanstößen dazu gebracht, uns besser zu erinnern. An die Zeit zu erinnern, in der wir alle noch unter dreißig Jahre alt gewesen sind und am Lebensbaum pötzlich ganz neue Möglichkeitsfrüchte hingen.

Diese Zeit hätte gut sein können oder bleiben? Was war denn gut an dieser Zeit? Polizei und Regierung hatten nicht mehr viel zu sagen. Wer sich erinnert, wie beide Machtapparate zu DDR-Zeiten die Bürger des Landes auf Kurs oder zumindest weitgehend ruhig gehalten haben, konnte zur Wendezeit durchatmen. Frühling und Neuanfang lagen in der Luft. Eine Zeit lang umarmten sich mehr Menschen, als sich Menschen miteinander prügelten. Eine Zeit lang...

Im Theaterstück WIR KRIEGEN EUCH ALLE! haben wir uns gefragt, warum sich kurze Zeit nach diesem Wendefrühling wieder Menschen dafür entschieden haben, andere Menschen auszugrenzen und ihnen Gewalt anzutun.

In Berlin gab es zu dieser Zeit zum Beispiel zwei Arten von besetzten Häusern. In den einen wurde eine Art linker Alternativkultur gelebt, in der anderen rüstete man sich für den nationalen Kampf. Waren die in der einen Art besetzter Häuser die Guten und die anderen die Bösen? War es wirklich so einfach?

Was hatte denn der Einzelne damals überhaupt in die neue Zeit hinüber gebracht? Euphorie, den Wunsch, etwas ohne künstliche Barrieren aufzubauen, Weltoffenheit, Neugierde, suchende unklare Verliebtheit in jemanden oder etwas.

Aber überlebt haben eben auch die anderen Seiten in uns, die zu den folgenden Worten passen:

Egoismus, Unsicherheit, Misstrauen, Ohnmachtsgefühle, unterdrückte Wut. Das Gefühl, zu kurz zu kommen. Basisinstinkte, denen was die DDR betraf eine sozialistische Lebenskultur übergestülpt worden war.

Unterdrückter Sexualtrieb, Tötungstrieb, Kraftmeierei. Innerliches Ausgehöhltsein. Hohe Anfälligkeit für Fremdbetankung. Im Kleinen durch Werbung, im Großen durch neue Ideologie. Gehorsamkeit.

 

Was ist Beschissenheit überhaupt? Wir wissen es doch genau oder? Sie ist da, wenn wir andere Existenzformen und zuletzt uns selbst immer wieder zum Heulen bringen. Wo wir falsche ungemütliche Unheil verheißende Dunkelheit sähen und unsere Lachen von Zynismus vergiftet in unseren Hälsen stecken bleibt. Wo wir auftrumpfen statt miteinander zu wachsen.

 

Die Gegenwahrheit hat uns immer wieder eingeholt. Es war, als einer dieser bärtigen, langhaarigen Hippitypen aus San Franzisco sich damals entschied, eine Sekte zu gründen, und prominente Menschen ermorden ließ.

Sie holte uns ein, als die Rolling Stones dieses Altamont-Festival spielten und es auch da nicht um Love and Peace ging. Dort wurde ein schwarzer junger Mann erstochen von einem der Hells Angels, die damals den Wachschutz für das Festival übernommen hatten.

 

Du weißt, das war schon damals und bei den Kreuzrittern auch

und bei den Hackenkreuzrettern später war das auch schon so Brauch.

 

Das sind Zeilen aus einem Songtext, den ich mit meiner Band Ichfunktion immer wieder gesungen habe.

Es gibt auch eine Version dieses Songs, den DIE FIRMA in einer eigenen Version gespielt hat.

 

Sind das zu rätselhafte Textzeilen gewesen oder um mit den Worten einer  jungen Youtuberin zu sprechen

"Versteht man, was ich meine?"

 

To be continued