So ziemlich das übelste, das sich Menschen füreinander ausgedacht haben ist es, jemanden für etwas das er getan oder nicht getan hat, mit dem Tod zu bestrafen.

Ich war noch ein Kind, als vor vielen Jahren der amerikanische Spielfilm I WANT TO LIVE im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Der Film beruht auf Tatsachen.

In diesem Film wird gezeigt, wie eine Frau in der Gaskammer von Saint Quentin hingerichtet wird.

In einer solchen Gaskammer sitzt die Person auf einem Stuhl, der zum größten Teil aus Lochblech besteht.

Direkt unter dem Stuhl gibt es einen Behälter, der über eine Rohrleitung, die aus einem Nebenraum der Gaskammer kommt kurz vor der Hinrichtung mit verdünnter Säure gefüllt wird. Über diesem Behälter hängen die Hinrichtungsbeamten ein kleines Gazesäckchen, in dem sich ein halbes Pfund Natriumzyanid befindet. Über einen von außen betätigten Hebel wird wenn es so weit ist dieser Gazebeutel in den Behälter mit der Säure getaucht.

Die verdünnte Säure zerlegt dann das Natriumzyanid aus dem Beutel in seine Bestandteile. Das bedeutet, Blausäure wird frei gesetzt und steigt gasförmig aus dem Behälter auf. Das Innere der Kammer füllt sich sichtbar mit todbringenden Gaswölkchen.

Solch eine Gaskammer haben sich Menschen ausgedacht, ein Mensch hat sie konstruiert und ein Patent darauf angemeldet. Ein anderer Mensch hat die Konstruktion verbessert und eine Firma hat die Einzelteile dieser Kammer hergestellt. Das Natriumzyanid für die Hinrichtung stammt von B&B, die Kammer von Eaton Metal Products. Das sind amerikanische Firmen, aber nahezu auf der ganzen Welt wird Technik hergestellt, gebunkert und benutzt, damit Menschen andere Menschen töten.

Mir geht es an dieser Stelle nicht vornehmlich darum, lediglich auf Amerikaner zu wettern, weil die eine derartig perfide Methode zur vorsätzlichen Tötung eines Menschen benutzt haben. Dieser Umstand ist schon schlimm genug. Aber Menschen, die sich solche Vorrichtungen ausgedacht haben und immer noch ausdenken und Zusammenlebensformen von Menschen, die im Problemfall auf Rache basierende Gerichtsbarkeit praktizieren, bringen mich immer wieder zum Nachdenken.

Auf die Gefahr hin, dass ich jetzt gerade vollkommen unsortierte Gedanken aneinander reihe, denke ich bei all dem auch an einen Mann, der sich selbst zum Hinrichtungsingenieur ernannt hat. Der Mann heißt FA Leuchter und hält übrigens die Gaskammer für gefährlich und grausam. (Mittlerweile wird das Töten durch Gas in den USA auch nicht mehr praktiziert.) 

Leuchter ist vor einigen Jahren in Polen gewesen, um die dortigen Vergasungsvorrichtungen von Konzentrationslagern zu begutachten. Er war zum Beispiel in Auschwitz und Majdanek. Dort hat er mit Hammer und Meißel Gesteinsproben aus den Wänden und Fußböden gehämmert und diese von einem amerikanischen Labor auf Reste von Blausäureverbindungen untersuchen lassen. Ergebnis dieser Untersuchungen ist der so genannte Leuchterreport, der von einigen Leuten als Beweis angeführt wird, es hätte niemals Gaskammern in den Konzentrationslager gegeben, in denen Menschen getötet worden sind.

Diese Leute führen einen angeblich wissenschaftlichen Beweis an, der als solcher vollkommen ungeeignet ist.

Blausäure ist zwar für Lebewesen absolut tödlich, aber nicht aus dem Grund, weil sie eine starke Säure im chemischen Sinne ist. Ich bezweifle stark, dass sich aus fünfzig Jahre alten Bruchstücken von Mauern und Fußböden Zyanidverbindungen nachweisen lassen. Sollten Teile des Wände und Böden überhaupt jemals mit einer so schwachen Säure wie es Blausäure nun einmal ist Verbindungen eingegangen sein, so haben die sich längst durch atmosphärische Einwirkungen gelöst.

Eine Blausäureverbindung war auch in der kleinen Kapsel, mit der sich Herrmann Göring im Gefängnis umgebracht hat, um seiner Hinrichtung zu entgehen. Ein Nazi der obersten Führungsebene stirbt durch das gleiche Gift, mit denen so viele "Feinde" des deutschen Reiches getötet wurden.

Bei dieser Art der Selbsttötung reicht eine Giftmenge von unter einem Gramm aus, um einen inneren Erstickungstod herbei zu führen. In den amerikanischen Gaskammern nimmt man ein halbes Pfund !! um letzendlich das Gleiche zu bewirken. 

In den meisten Konzentrationslagern (bis auf Sachsenhausen) wurde das Blausäurepräparat Zyklon B aus Blechbüchsen über Öffnungen in den Dächern der Vergasungsräume geschüttet. Hier reichten wenige Kilogramm der Chemikalie, um gleichzeitig mehrere hundert Menschen zu töten. Zyklon B wurde tonnenweise in Dessau produziert. Es basiert auf einem deutschen Patent und wurde dort aus Abfallprodukten der Zuckerherstellung gewonnen.

Immer wieder kann man nachlesen, dass das Gas in die Gaskammern der Konzentrationslager geschüttet wurden.

Das ist eine ungenaue Formulierung. Geschüttet wurde ein Granulat, das mit flüssiger Blausäure voll gesogen war.

Die Blausäure verdunstet sehr schnell bei Zimmertemperatur und wird also leicht aus dem porösen Granulat frei gesetzt.

Eigentlich ist sie nahezu geruchlos. Immer wieder wird aber beschrieben, sie würde schwach nach Bittermandeln riechen. In diesem Zusammenhang stößt man leicht auf die Feststellung, dass die meisten Menschen diesen Geruch gar nicht wahrnehmen können.

Wie verbringt ein Mensch, der auf einem Stuhl in einer amerikanischen Gaskammer fest geschnallt ist die letzten paar Sekunden seines Lebens?  Er sieht, wie die Tür der Kammer von einem Hinrichtungsbeamten verschlossen wird.

Dann wird er sich, so gut es sein angegurteter Körper zulässt in der Kammer umsehen. Er wird vermutlich seinen eigenen Herzschlag hören und dann das Surren eines Ventilators, der so viel Luft wie möglich aus der Kammer saugt, damit das sich das Giftgas besser ausbreiten kann. Aus diesem Grund ist es auch nicht sehr kalt in der Kammer.

Das nächste Geräusch dürfte ein leises Plätschern unter seinem blechernen mit vielen Löchern versehenen Stuhl sein.

Jetzt hört er, wie die verdünnte Säure in einen Behälter unter ihn fließt. Dann wird vermutlich sein Herz vor Angst so sehr schlagen, dass es aus seinem Körper springen möchte. Das nächste Geräusch das er hört, wird sein Sterben einleiten. Es klingt, als würde ein Topf mit kochenden Wasser unter seinem Sitz stehen. Dann sieht er, wie die Gasschwaden vor seinem Gesicht aufsteigen.

Der nächste Atemzug den er macht, wird das Giftgas in sein Atemzentrum holen und ihn innerlich ersticken lassen. Es dauert normalerweise etwas länger als zehn Minuten, bis sein Herz aufhört, zu schlagen.

Vorher allerdings ist der zur vorzeitigen Todesangst und zum Sterben Verurteile bewusstlos.

 

Wird fort gesetzt...

 

Hier geht es zu einer Videodokumentation, in der gezeigt wird, wie die letzten 14 Tage eines jungen Mannes aussahen, der schließlich in einer Gaskammer in Missouri hingerichtet wurde